Der Blick auf den Bryce Canyon ist unbeschreiblich. Schon bei meinem ersten Besuch verschlug es mir die Sprache. Es geht vermutlich vielen so, denn der Bryce Canyon National Park gilt als die atemberaubendste Sandstein-Landschaft des amerikanischen Westens. Wir stehen vor einem Wald aus spitzen roten Felspyramiden, den sogenannten Hoodoos. Wasser und Wind haben im Laufe der Jahrmillionen durch Gefrieren und Tauen endlose Felder markanter roter Felssäulen in das Plateau und in die natürlichen Amphitheater des Parks gemeißelt. Vielen Besuchenden reichen die Aussichtspunkte für einen Eindruck. Wir wollten dieses Mal in den Steinwald hinein (oder vielmehr hinunter) gehen. Unser Fazit: Nimm’ dir Zeit! Wandern im Bryce Canyon National Park lohnt sich weit mehr als nur ein kurzer Blick über den Fels-Tellerrand.
Ein Amphitheater voller Hoodoos
Die Sonne hatte den Bryce Canyon nach unserer Wanderung bereits in warmes Licht getaucht. Obwohl wir ihn gerade hautnah erlebt hatten, konnten wir uns von seinem Anblick nicht trennen und spazierten noch ein wenig an der Abbruchkante entlang. Wir fanden einen Baum mit großen Wurzeln, auf die wir uns setzten, um noch ein wenig das Schauspiel der Hoodoos im Amphitheater unter uns zu beobachten. Plötzlich ergriff eine alte Dame mit Stock, die plötzlich aus dem Nichts erschien, das Wort: „Sehen Sie doch, da kann uns doch niemand weiß machen, dass so etwas durch Wind, Regen und sonst welche natürlichen Gegebenheiten entsteht. So etwas kann nur Gott erschaffen!“
Der Anblick war in der Tat göttlich, doch die Natur hatte hier durchaus ihre Finger im Spiel. Zunächst ist der Bryce Canyon gar kein richtiger Canyon, sondern vielmehr eine Reihe von Amphitheatern, die durch die Erosionskräfte des Paria-Flusses am Rande des Paunsaugunt-Plateaus entstanden sind.
Der Abbruch des Plateaus verläuft an dieser Stelle nicht linear. Wind, Wasser und Eis erodierten die Kante des Plateaus in offene, halbkreisförmige Felskessel. Sie werden als Amphitheater bezeichnet. Das größte dieser Amphitheater ist der fälschlicherweise als Canyon bezeichnete Bryce Canyon. Er ist nahezu fünf Kilometer breit, 19 Kilometer lang und fällt über 240 Meter gegenüber dem Plateau ab. Die Hauptdarstellenden dieses Theaters sind die unzähligen bizarr in die Höhe ragenden Felsnadeln, sogenannte Hoodoos. Sie erreichen eine Höhe bis zu 60 Metern.
Wandern im Bryce Canyon National Park
Bei unserem letzten ROADTRIP hatten wir nicht genügend Zeit und bewunderten den Bryce Canyon nur von der Abbruchkante aus. Dieses Mal wollten wir den magischen Ort intensiver genießen. Es gibt ein recht großes zusammenhängendes Netz an Wanderwegen, die sich alle relativ nah an der Hauptstraße entlang ziehen.
Die beliebteste Wanderung im Bryce Canyon National Park ist die Kombination aus dem Navajo Loop und dem Queen’s Garden Trail. Er beinhaltet auch den Rim Trail entlang der Abbruchkante. Alle drei Wanderungen kannst du auch getrennt voneinander gehen, wobei der Queen’s Garden Trail kein Rundweg ist.
Der Navajo Trail ist eine mittelschwere Wanderung, die etwas Kondition erfordert, aber die atemberaubende Landschaft und die einzigartige Natur des Bryce Canyon Nationalparks sind die Anstrengung mehr als wert. Die Wanderung beginnt am Sunset Point. Da es sich bei dem Navajo Loop Trail um einen Rundweg handelt, kannst du ihn von beiden Seiten begehen.
Empfehlenswert ist es jedoch, gegen den Uhrzeigersinn zu wandern, da der Anstieg auf der Ostseite etwas leichter ist.
Im Zick-Zack marschierten wir in eine einzigartige Welt aus Sandstein-Säulen, Bögen und Felsformationen hinab. Die Farben der Felsen reichen von weiß bis hin zu rötlichem Braun und veränderten sich mit jedem Lichtstrahl. Obwohl der Weg an einigen Stellen steil ist, geht es Dank der Serpentinen relativ langsam bergab. Schließlich verengt sich die Schlucht und beginnt, einem Slot Canyon zu ähneln. Dieser Abschnitt des Navajo Loop Trail ist aufgrund der steilen Klippen und engen Passagen als Wall Street bekannt.
Unten im Tal angekommen, mussten wir unsere Köpfe weit in den Nacken legen, um die Größe der Hoodoos erfassen zu können. Wir marschierten weiter in das Tal hinein. Auch wenn es uns nicht vergönnt war, kommt es nicht selten vor, dass Wildtiere wie Hirsche, Murmeltiere und Truthähne die Wandernden begleiten.
Nach einem guten Kilometer erreichten wir eine Wegkreuzung, an der es zum Peek-A-Boo Trail und dem Queens Garden Trail ab ging. Wir blieben auf dem Navajo Trail und stiegen vorbei an den Two Bridges und Thor’s Hammer wieder aus dem Tal hinauf.
Der Navajo Loop Trail und der Queen’s Garden Trail bilden zusammen eine der beliebtesten Wanderrouten im Bryce Canyon Nationalpark. Die Tour bietet atemberaubende Ausblicke auf die einzigartigen Felsformationen des Canyons.
Die Wanderung beginnt am Sunset Point und führt zunächst auf dem Navajo Loop Trail steil bergab. Der Weg führt durch eine enge Schlucht, die von hohen Felswänden umgeben ist.
Auf dem Weg kommst du an markanten Felsformationen wie Thor’s Hammer, Two Bridges und der Wall of Windows vorbei. Der Weg ist an manchen Stellen etwas steil und felsig, aber gut ausgebaut.
Nach gut anderthalb Kilometern erreichst du das Tal des Canyons, wo auch der Queen’s Garden Trail abzweigt. Hier wird der Weg etwas flacher und führt durch eine malerische Landschaft aus bizarren Felsformationen, Pinien und Büschen. Unterwegs warten Highlights wie die Queen Victoria Formation und der Queen’s Garden. Gleich hinter dem Queen’s Garden geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Der Weg führt anfangs etwas steil bergauf, wird aber bald wieder flacher und bietet erneut spektakuläre Ausblicke auf den Bryce Canyon.
Der Bryce Canyon Rim Trail
Wenn du keine Lust auf Höhenunterschiede beim Wandern hast, ist der Bryce Canyon Rim Trail eine sehr gute Möglichkeit, atemberaubende Ausblicke auf die Felsformationen des Canyons zu erhaschen. Die Wanderung ist kein Rundweg. Du kannst sie aber auch in kleinere Abschnitte aufteilen. Parkplätze gibt es beim Sunset, Inspiration sowie Bryce Point.
Möchtest du den ganzen Weg gehen, beginnt die Wanderung am Sunrise Point und führt zunächst entlang des Canyons in Richtung Süden. Unterwegs warten spektakuläre Aussichtspunkten wie der Sunset Point, der Inspiration Point und der Bryce Point auf dich. Von hier geht es wieder zurück zum Sunrise Point, wo du einen unvergesslichen Ausblick auf den Sonnenaufgang über dem Bryce Canyon genießen kannst.
Weitere Vorschläge für Wanderungen findest du auf der OFFIZIELLEN WEBSEITE des Bryce Canyon National Parks.
FAQ für deine Reise in den Bryce Canyon National Park
Reisezeit
Wann ist die beste Reisezeit für den Bryce Canyon National Park?
Der Bryce Canyon National Park liegt auf einer Höhe von 2.400 bis 2.700 Metern, weswegen es hier etwas kühler als in den anderen Nationalparks von Utah wie Zion oder ARCHES NATIONAL PARK ist. Die beste Reisezeit gibt es für den Bryce Canyon nicht, denn auch im verschneiten Winter hat er seinen Reiz. Jedoch könnte es mit dem Wandern dann schwieriger werden. Den Sommer würde ich wegen der Ferien in den USA nicht empfehlen, da die Nationalparks in den Monaten heillos überfüllt sind. Im Frühling und Herbst können die Nächte sehr kalt sein, wenn du frühmorgens oder spätabends wanderst, solltest du ein Fleece oder eine Jacke mitnehmen.
Anreisen & Rumreisen
Wie komme ich am besten zum Bryce Canyon National Park?
Die nächstgelegenen internationalen Flughäfen befinden sich in Las Vegas, Nevada (423 Kilometer) und Salt Lake City, Utah (435 Kilometer). Von Salt Lake City aus fährst du auf der Interstate 15 nach Süden und nimmst die Ausfahrt 95 auf die UT-20 nach Osten Richtung US-89. Von dieser biegst du auf die UT-12 nach Osten ab. Direkt hinter dem Bryce Canyon Resort, geht es nach rechts auf die UT-63, die zum Eingang des Nationalparks führt. Falls du von Las Vegas aus kommst, folgst du der Interstate 15 nach Norden bis zur Ausfahrt 95. Wir haben den Bryce Canyon National Park auf unserem ROADTRIP zwischen dem Zion und CAPITOL REEF NATIONAL PARK besucht.
Eintritt
Was kostet der Eintritt in den Bryce Canyon National Park?
Der Eintritt in den Bryce Canyon National Park kostet pro Auto 35,00 USD. Solltet du auf deiner Reise mehrere Nationalparks ansteuern, lohnt sich eventuell ein Jahrespass. Der AMERICA THE BEAUTIFUL PASS ist 12 Monate lang gültig und kostet 80,00 USD. Er gewährt dir Eintritt zu allen Nationalparks und lohnt sich meist schon beim Besuch eines dritten Parks.
Im Bryce Canyon National Park Eintritt ist zudem die unbegrenzte Nutzung des kostenlosen Shuttlebusses enthalten.
Kann ich selbst mit dem Auto durch den Nationalpark fahren?
Ja, du kannst selbst mit dem Auto durch den Bryce Canyon National Park fahren. Falls du den Nationalpark in der Hochsaison besuchst, könnte es schwierig werden, einen Parkplatz zu finden. Daher bietet der Nationalpark einen Shuttlebus von April bis Oktober an. Er hält an den beliebtesten Aussichtspunkten, Einrichtungen und Wanderwegen des Parks. Die Busse fahren im 15-Minuten-Takt. Mit dem BRYCE CANYON SHUTTLE TRACKER kannst du Fahrten auf die Minute genau planen. Am besten steigst du vor dem Parkeingang an der Shuttle-Station in Bryce Canyon City (Haltestelle 1) oder am Visitor Center (Haltestelle 6) in den Shuttle ein. Dein Auto parkst du am besten an der Shuttle-Station in Bryce Canyon City oder auf dem zusätzlichen Parkplatz gegenüber dem Visitor Center.
(c) Bryce Canyon National Park
Sicheres Wandern im Bryce Canyon National Park
Der Bryce Canyon National Park eignet sich hervorragend für Tageswanderungen. Was du jedoch nicht vergessen solltest, ist die Höhe. Wenn du gerade erst aus dem Flachland angereist bist, empfiehlt es sich, mit anstrengenden Wanderungen noch ein paar Tage zu warten.
Welche Ausrüstung sollte ich beim Wandern im Bryce Canyon National Park dabei haben?
- Ausreichend Wasser ist wichtig. Einerseits im Rucksack, andererseits auch im Auto. Wenn du mehrere Wanderungen machst, kannst du die Fahrt zum nächsten Trailhead direkt nutzen, um die Wasserflasche(n) wieder aufzufüllen. Es gibt aber auch Trinkwasserstationen bei den Toiletten.
- Auch wenn es im Canyon meist schattig und durch seine Höhe kühler als andere Nationalparks ist, empfiehlt sich Sonnenschutz sowie eine Kopfbedeckung. Gerade wenn die Sonne beim anstrengenden Anstieg aus dem Canyon heraus hoch steht, ist es wichtig, geschützt zu sein.
- Es gibt einen General Store und eine Lodge im Nationalpark, dennoch schadet es nicht, ein wenig Proviant mitzunehmen.
- Aufgrund der Höhenlage und der der hohen Felsen, zwischen denen du wanderst, kann es das ganze Jahr über an einigen Stellen recht kühl sein. Hab sicherheitshalber einen Fleece und/oder eine dünne Jacke im Rucksack und checke am besten morgens den Wetterbericht, um zu entscheiden, ob auch Regenkleidung mit in deinen Rucksack gehört.
- Festes Schuhwerk bestenfalls mit HOHEM SCHAFT ist im Bryce Canyon National Park, vor allem beim Navajo Loop, ein Muss. Die Schotterwege sind teilweise sehr steil und können entsprechend rutschig sein.
- Bei den Steigungen und vor allem dem Gefälle empfinde ich Wanderstöcke als große Hilfe.
In kälteren Monaten gehören auch Handschuhe und Mütze mit ins Gepäck.
Unterkunft
THE LAMPLIGHTER LODGE
581 North Main Street
Panguitch, UT 84759
Preis: DZ ab 70,00 EUR
Das Motel liegt etwa eine halbte Stunde vom Bryce Canyon National Park entfernt. Die Zimmer sind sauber, es gibt gutes WLAN sowie eine Mikrowelle, einen Kühlschrank und auch eine Kaffeemaschine. Nach deinem Wandertag könntest du dich also auch im Supermarkt eindecken und einen Abend vor dem Fernseher verbringen.
Weitere Unterkünfte in der Nähe von Bryce Canyon: HIER.
Food & Drinks
Wanderlust Cowgirl Coffee
Sliver Eagle Parking
Lot 575 Center Street
Panguitch, UT 84759
Öffnungszeiten: täglich 7:00-16:00 Uhr
Zum Frühstück empfehle ich dir einen Stopp an diesem Drive Through Coffee Shop. Vor ihm stehen zwei Holzbänke, auf denen wir es uns, soweit es an der Hauptstraße ging, gemütlich gemacht haben. Der Kaffee ist fantastisch und die täglich frisch gebackenen Cinnamon Rolls ein Gedicht!
Cedar Breaks Grill
608 S Main Street
Panguitch, UT 84759
Öffnungszeiten: Donnerstag-Samstag & Montag 11:00-21:00 Uhr, Sonntag 10:00-20:00 Uhr, Dienstag & Mittwoch geschlossen
Wir hatten Lust auf Comfort Food an unserem Abend in Panguitch. Gut, viel Auswahl gibt es hier außer Fast Food tatsächlich nicht. Der Cedar Breaks Grill ist Treffpunkt für alle – auch die Einheimischen. Die Einrichtung ist zusammengewürfelt und erinnerte mich an eine Art Sportlerheim. Am Nebentisch saß ein vorlauter Teenager, der offenbar mit einer der hier jobbenden Kellnerinnen anbandelte. Die anderen Mädels kicherten, als ihre Kollegin seine Bestellung aufnahm. Neben der Unterhaltung war aber auch das Essen makellos.
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